Jens Nagels

Still in China Town

Jede dieser Gassen öffnet ein magisches Fenster in eine vergangene Zeit, die hier noch nicht ganz verschwunden zu sein scheint. Für den Flaneur offenbaren sich Momentaufnahmen des Alltags der Bewohner von Chinatown – Momentaufnahmen eines Alltags, der sich dem Außenstehenden nicht vollständig enthüllt, sondern sich in Fragmenten zeigt, in Andeutungen, in leisen Spuren, die sich verweben zu einem vielschichtigen Mosaik aus Geschichte, Kultur und gelebter Realität. Der Flaneur verliert sich willentlich in diesem Gewirr aus Eindrücken und Atmosphären. Mit jedem Schritt eröffnen sich neue Perspektiven, werden neue Details sichtbar, die sich wie Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügen, das nie vollständig sein wird – und gerade darin seine Schönheit besitzt. Denn es ist die Kunst des Umherschweifens, das Vergnügen des ziellosen Erkunden-Wollens, das Chinatown in diesen Momenten nicht nur zu einem Ort, sondern zu einer Erfahrung macht. Ausschnitte von Ausschnitten werden gefunden, die die Schönheit des Alltäglichen und Profanen zeigen und darauf warten, zumindest erahnt zu werden.